Das China von Xi Jinping hat sich von der Devise Deng Xiaopings, wonach die Volksrepublik «die eigenen Fähigkeiten verbergen, das Rampenlicht meiden» solle, definitiv verabschiedet. China ist zwar defensiv aufgestellt im laufenden Handelskrieg mit den USA, lässt sich aber nicht beirren in seiner ansonsten offensiven Einflussnahme in Asien und anderen Weltregionen sowie in den internationalen Institutionen. Die Volksrepublik bedient sich dabei der ganzen Bandbreite diplomatischer und institutioneller Initiativen, von bilateralen Freihandelsabkommen, der Verhandlung von «Mega-Regionals» bis hin zur «neuen Seidenstrasse» (One Belt, One Road oder Belt and Road Initiative BRI). China sieht letztere als genuin chinesisches Konzept, als «offene Plattform», als «Forum für den Fortschritt der Welt», stellt viel Geld dafür bereit und projiziert damit das «chinesische Modell» ultimativ auf die globale Bühne.
Patrick Ziltener ist Titularprofessor für Soziologie und Dozent für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich, wuchs auf in St.Gallen, wo er auch sein Home Office hat.