Zum Saisonschluss von Soul Gallen gibt es ein Northern Soul- und Modern Soul-Special mit Emel Ilter und Henning Boogaloo vom Not Too Young Soul Weekender/Swiss Soul Club. Das Phänomen des Northern Souls begann Ende der 60er-Jahre im Norden Englands, wo die weisse Arbeiterklasse nächtelang (Allnighter) oder sogar das ganze Wochenende (Weekender) zu schwarzer Soul-Musik tanzte.
Monat für Monat tanzen sich bei Soul Gallen Soul- und Funk-Fans die Nächte um die Ohren. Woher die Begeisterung? Welche Geschichten schreibt Soul Gallen und wie kam es überhaupt dazu? Der Palace-Programmverantwortliche Damian Hohl hat bei Soul Gallens Chef-DJ Klemens Wempe nachgefragt.
Soul Gallen hat sich in den vergangenen sechs Jahren zu einer der grössten Soul-Partyreihe der Schweiz entwickelt. Wie erklärst du dir dieses Phänomen?
Es ist tatsächlich unglaublich, jeden Monat 400 bis 500 Gäste zu erleben, welche zu Soul, Funk, Rhythm’n’Blues, Afro-Beat und Latin tanzen. Das Palace bietet einfach einen wunderbaren Rahmen und es hat sich wohl weit herumgesprochen, was für eine gute Stimmung an Soul Gallen herrscht.
Erinnerst du dich, wie Soul Gallen entstanden ist?
Im Winter 2009 hast du mich gefragt, ob ich nach dem Konzert von The Heavy im Palace Soul auflegen mag, da ich dies bereits im Zürcher Helsinki Klub mit zwei Kollegen regelmässig tat. Da der Abend gleich sehr gut ankam, sind wir wiedergekommen und seit dem Januar 2010 mache ich das mit grosser Freude. Zuerst mit meinen Kollegen vom «Helsinki Soulstew» und inzwischen mit wechselnden Gast-DJs aus dem In- und Ausland.
In den vergangenen Jahren hast du unzählige Abende im Palace verbracht und einiges erlebt. Gibt es Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Es war grossartig, Lee Fields sowie Shaun & Starr auf und hinter der Bühne zu erleben und zu spüren, mit welcher Energie und Freude sie nach all den Jahren immer noch auftreten. Es hat mich neulich auch sehr gefreut, als ein junger Gast erzählte, dass er sich wegen Soul Gallen einen Plattenspieler angeschafft hat und jetzt Schallplatten kauft.
Du wurdest von Soul Gallen-Gästen auch schon auf der Strasse erkannt. Sie möchten sicher gerne wissen, was du tagsüber so unternimmst in der Stadt.
Bei Yesterday’s Music und im Klang und Kleid nach neuen Platten suchen sowie im Baratella gut essen.
Soul hat durch das Aufkommen von Künstlern wie Leon Bridges und anderen in den letzten Jahren ein Revival erlebt. Wie beurteilst du als Experte diese Entwicklung? Wird hier nur konserviert oder nimmst du auch neuartige Bewegungen wahr?
Anderson Paak ist einer der wenigen zeitgenössischen Soulkünstler, der es meiner Meinung nach schafft, neue Soulmusik zu produzieren, ohne in die Neo Soul-Falle zu tappen. Andererseits sind Leon Bridges oder Amy Winehouse mit ihrem klassischen Ansatz nur schon deshalb gut, weil sie bei einigen neuen Leuten das Interesse für Soul Musik wecken.
Du bist Mitbetreiber des Plattenladens OOR-Records in Zürich. Welche Musik hört Herr Wempe, wenn er nicht gerade Soul- oder Funk-Platten auflegt?
Jazz, Dub, Soundtracks, ...
Viele Besucher_innen kommen zum Tanzen zu Soul Gallen. Ist das nicht erstaunlich, wenn man bedenkt, dass Soul und Funk ihre grosse Zeit viele Jahre vor der heute etablierten elektronischen Tanzmusik hatten?
Die Rhythmen und Melodien aus Soul und Funk sind zeitlos und werden ja auch immer wieder gerne für aktuelle Musik gesampelt.
Wenn du nur fünf Tracks zur nächsten Soul Gallen-Party mitnehmen dürftest, welche wären es?
Das wechselt jedes Mal, heute fallen mir diese Songs ein: Etta James «Seven Day Fool», Nolan Porter «If I Only Could Be Sure», Lennie Hibbert «Soul Shack», The Coasters «Three Cool Cats», James Hunter «Six Talkin’ Bout My Love».