Wenn man sich ein wenig mit der westafrikanischen musikalischen Strömung beschäftigt, die unter dem andächtigen Namen Highlife bekannt ist, kommt man nicht über die spätkoloniale Geschichte hinweg. Highlife erzählt exemplarisch die Musikalität einer wurzellosen Entwicklung, es sei denn, ganze vier Kontinente bilden irgendeine Wurzel. Die vielfachen Arpeggio-Gitarren, die Jazzhörner, der Afro-Beat und der an Soul anmutende Gesang transportieren die kollektive DNA einer überkommenden Euphorie, die die Sorge auf eine Weise nie ganz verdeckt. Einer der bekanntesten Vertreter_innen ist der ghanaische Sänger Pat Thomas, der seit mehr als 45 Jahren unter verschiedenen Bandnamen tourt und Musik produziert. Zuhause wischen Agona, Accra, London, Berlin und für eine längere Zeit irgend- wo in Kanada, nachdem ein Coup d’état Ende der 70er-Jahre die ghanaische Clubkultur unter- drückte hatte, pflegt Thomas bis heute eine enge Freundschaft und Koproduktion mit der Afro-Funk-Legende Ebo Taylor, der uns vor paar Jahren auch hier besuchte, sowie mit der Afro-Beat-Legende Tony Allen, dem innovativen Perkussionisten von Fela Kuti. Für das letzte Album, 2015 auf dem verlässlichen Satelliten Strut Records erschienen, hat Pat Thomas einige seiner Klassiker aus den 80ern neu arrangiert und mit neuen Kompositionen ergänzt. Und irgendwo höre man in diesem Highlife auch Kuba, aber diesbezüglich fehlt uns leider gerade ein Musikethnologe oder eine Musikwissenschaftlerin. Vielleicht taucht dann eine auf – oder wir finden es anders heraus.