Wenn ein junger Musiker aus Wien kommt, im Dialekt über Huren, Junkies, Tschocherl und Alimente singt und dabei aussieht wie ein Szeneoriginal aus den 70ern, ist es natürlich schwer, ihn nicht sofort als reanimiertes Klischee einer abgesteckten Kammerspielwelt abzutun. Musikkritiker_innen des deutschen Sprachraums sind sich uneinig, ob sie nun entspannt tief in diese dunklen Truhen vergangener Austropopheld_innen und zu Referenzen zur neuzeitlich wienerischen Lederjackenpopularität greifen sollen, oder doch lieber versuchen wollen, eigene Worte zu finden. Es ist im Grunde völlig egal, wie viele Klischees man aufzählt, weil Voodoo Jürgens sie locker und spätestens, nachdem man mehr als den einen Hit gehört hat, ausdrückt, und zwar so authentisch wie Gittis versoffener Ex spät nachts seine Tschick im Beisl ums Eck. Auch musikalisch sind die 13 Geschichten aus „Ansa Woar“ sehr inhaltskongruent, mal nur mit Schrammelgitarre und mal mit ganzer Voodoo-Zirkus-Swing-Dandyness-Bestattungs- und Akkordeonstragik-Begleitband. Spätestens bei „Tulln“ wird einem, erst recht, wenn man selbst aus einem Ostschweizer Kaff kommt, abwechselnd zum Lachen und Weinen vor lauter mitten ins Herz getroffener, Wundbenzin-getränkter Nostalgie an Vorortkindheit zwischen Zuckerbude und Kadaverfabrik.