«Wenn wir begreifen wollen, wie das Land am Bodensee zu einem geistlichen Treffpunkt Europas wurde, müssen wir es nicht als das Ferienparadies betrachten, das heute vor uns liegt, sondern als die Wildnis, die vor 1400 Jahren den ersten Mönchen vorschwebte. Sie kamen von weit her, aus Irland und Frankreich, und was sie suchten, war keine Heimat, sondern ein Exil, in dem sie mit Gott und ihrer Seele allein sein konnten. Hier fanden sie einen unheimlichen See; über ihm Stürme und Nebel, und in seiner Tiefe Wasserteufel. Und sie fanden einen Urwald ohne Wege, in den Ebenen Bären und Schlangen, auf den Bergen Wetterhexen.» Das schreibt Arno Borst über die Herangehensweise zu seinen Forschungen über die Mönche, die sich im Mittelalter am Bodensee ansiedelten. Sein Werk «Mönche am Bodensee», das 1978 erschien, wurde zu einem Klassiker. Arno Borst zählte zu den wichtigsten Mediävisten seiner Zeit, seine Vorlesungen an der damals frisch gegründeten Reformuniversität Konstanz waren ein Publikumsrenner. Im nebligen November zieht sich die Erfreuliche Universität ins Kloster zurück. An zwei Gesprächs- und Leseabenden diskutieren wir das Werk von Arno Borst – und finden im besten Fall im Mittelalter einen neuen, überraschenden Blick auf den Bodensee als Wildnis und Zentrum der Welt.
Von Gallus bis zu Hermann dem Lahmen, von Walahfrid bis zu den Kartäusern: In einem gemeinsamen Gespräch unterhalten sich die Schriftstellerin Annette Hug und der Theologe Rolf Bossart über ihre Lieblingspassagen aus dem Werk von Arno Borst. Und erötern, was sie heute noch damit anfangen können. Moderiert wird das Gespräch von Stefan Keller.