Auf diese Lesung hätten wir uns auch gefreut im März. Der Historiker und Politaktivist Hans Fässler hatte sich wieder einmal an seine kabarettistische Vergangenheit («Geschwindigkeit–Faschismus–Autobahn»; «Nicht ganz hundert – Anmerkungen zur Armee 95»; «Louverture stirbt 1803») erinnert und ein Buch geschrieben: «Nicht ohne meinen Carbonschuh. Eine Toggenburger Passion». Das voraussichtlich im Ammann-Verlag erscheinende schlanke Werk verfolgt den Weg des Ausnahmesportlers Simon Ammann aus Unterwasser von der Vereinigung der Säntisthur mit der Wildhauser Thur bis nach Schindellegi und hört ihm – und nicht nur ihm – dabei genau zu. Und weil Fässler von sich sagt, weder Skispringen noch Skifliegen hätten ihn je interessiert, geht es in den 14 Passions-Stationen auch um Spitzensport, Medien, Sponsoren und die zunehmende tristesse im oberen Toggenburg.
Corona-bedingt sind bisher nur drei Lesungen zustande gekommen: in der Kellerbühne, in der Freien Republik Bad Hemberg und in der B-Post. Alle drei waren ausverkauft, was aber angesichts der epidemiologisch reduzierten Platzzahl keine Kunst war. Auf das Gespräch von Kaspar Surber mit Christoph & Lollo, den Erfindern des Genres «Schispringerlied», folgt nun das Gespräch von Julia Kubik mit dem Autor der unautorisierten Simon-Ammann-Biographie. Diese erwähnt auch ein bisher unentdecktes Schispringerlied mit dem Refrain «Ist er Harry Potter oder Simon Ammann? / Ist er bald am Ende oder fängt er nochmals an? / Ist er Clown und Lausbub oder tragische Figur? / Er ist so wie Bob Dylan: auf Never Ending Thur.» Die Hoffnung besteht, dass eines schönen Tages eine richtige Lesung möglich sein wird, auf der Hans Fässler dann auch das neue Schispringerlied singen wird.