Wer sich für Postpunk interessiert, kommt um diese coolen Londoner nicht herum: Was Tom Greenhouse solo als Wortschleuder mit Drumcompi startete und dann zur echten Band anwachsen liess, ist ein unwiderstehliches Angebot zeitgenössischer Verweigerung und Selbstbehauptung im abgewrackten Post-Brexit-England. Wer an Sleaford Mods denkt, liegt nicht falsch, zumal ihr Album ebenfalls von Phil Booth in Nottingham produziert wurde, aber viel näher liegen The Fall: Noch keine der unzähligen Combos, die sich derzeit auf Mark E. Smiths epochales Werk berufen, ist näher an seine dunkle, aber auch witzige Seele gekommen als The Cool Greenhouse. Minimalistisch, stoisch repetitiv, keck dissonant und hypnotisch fesselnd zieht einen dieser Sound in Bann, befeuert von Sprechsänger Toms surrealistischem Wortbewusstseinstrom aus Alltags- und Medienfetzen. «My new favourite post-everything existential music happening», schwärmt ihr berühmtester Fan Henry Rollins. Auf dem revitalisierten Postpunk-Spielplatz tummelt sich auch das Peter Muffin Trio aus Stuttgart mit den Gebrüdern Julian und Philipp Knoth, die man von Die Nerven und Karies kennt, sowie der Multimediakünstlerin Caroline d’Orville. Nur der jüngste Beleg für die quicklebendige Stuttgarter Musikszene, die das Indie- und Punk-Gitarrendings zugleich clever, räudig, art-schoolig, AJZ-tauglich und frei von Mackertum hinkriegt. Sagt auch der Albumtitel «Stuttgart 21», der dem Stadtmarketing subversiv Schnippchen schlägt und die süddeutsche Autometropole hassverliebt ans Meer träumt.
Mittwoch, 20. April
The Cool Greenhouse
Peter Muffin Trio
Tür 20:00
Beginn 20:30
20.-