Wer das Wort Thurgau hört, denkt wohl zuerst an Apfelbäume und den Bodensee. An eine Landschaft, die unveränderlich scheint. Das Wort «Klassenverhältnisse» jedenfalls würde einem nicht als erstes in den Sinn kommen. So ergeht es auch Ariane Andereggen, als sie nach Ermatingen zurückkehrt, wo sie aufgewachsen ist. «In meiner Familie will keiner mit mir über soziale Klassen sprechen. Fast alle glauben an den sozialen Aufstieg durch Fleiss und Geschick und Höflichkeit», sagt sie zu Beginn ihres eindringlichen Filmessays.
Aber Andereggen fragt nach: In der Familie, bei Freund*innen, in der eigenen Biografie. Wer hat eine Lehre gemacht? Wer ging ans Gymnasium? Und warum war das so? Mit Beharrlichkeit und ihrem eigenen Schalk arbeitet Andereggen die «Klassenverhältnisse am Bodensee» heraus, wie es im Filmtitel heisst. Eine industrialisierte Geschichte wird sichtbar, eine migrantische Gesellschaft. Wie konnte es dann eigentlich passieren, dass heute vor allem Reiche steuergünstig am See wohnen?
Unterstützt wird Andereggen, die als Schauspielerin und Performerin in Basel lebt, bei ihrer Suche von Ted Gaier. Selbst in Ulm in Bodenseenähe aufgewachsen, ist er als Sänger und Texter der Goldenen Zitronen bekannt. Nach der Vorführung des Filmes – der ersten nach der Premiere an den Solothurner Festspielen – sprechen die beiden mit dem Journalisten Kaspar Surber über ihre Arbeit.
Mittwoch, 8. Februar
Erfreuliche Universität
Klassenverhältnisse am Bodensee
mit Ariane Andereggen und Ted Gaier
Tür 19:45
Beginn 20:15
Kollekte