Heisser Anwärter für das Doppelkonzert des Jahres: The Nightingales aus den englischen Midlands und der New Yorker C. Gibbs sind beide auf ihre je eigene Art eine Wucht und mit fulminanten Auftritten schon mehrfach gern gesehene Gäste im Palace. Gemeinsam ist ihnen die Liebe für den Rock’n’Roll jenseits aller Schubladen und die - zufällig befreundeten - Frauen am Schlagzeug: Fliss Kitson und Kerstin Mueller. Zum fünften Mal in St.Gallen gastieren The Nightingales um den exzentrischen Bariton-Sänger Robert Lloyd, die einst aus Birminghams erster Punkband The Prefects hervorgingen und in den 80er-Jahren mit Songs wie «Idiot Strength» nebst den verwandten The Fall zu den Lieblingen von BBC-DJ John Peel zählten. Angesichts der Grandiosität der Nightingales, meinte der Punk-Chronist John Robb, stellten sich rückblickend «andere, weitaus bekanntere Bands als Scharlatane heraus». Die fantastisch absurden Texte Lloyds und ihr musikalischer Spannungsbogen von Rockabilly, Glam- und Krautrock, Garage-Punk, Northern Soul und Jazzausflügen à la Captain Beefheart machen bis heute jedes Album zum Ereignis; ihr jüngstes, «Perish The Thought», ist diesen Herbst erschienen. Was erst recht für die mitreissenden Konzerte gilt: Lloyd, Drummerin Kitson, Gitarrist Jim Smith (den Lloyd in der Band von Can’s Damo Suzuki entdeckte) und Bassist sowie Faust-Studioproduzent Andreas Schmid bieten stets eine atemberaubend knallige Show und eine Augenweide, nicht nur wegen der tollen Glitzeranzüge. Ähnliches lässt sich über C. (Christian) Gibbs sagen. Viele Seelen wohnen in seiner Brust: der sanfte Folk-Barde, der wütende Punkrocker, der Blues-Heuler mit Wolfsrachen. Dass der Mann live eine Wucht ist, hat sich herumgesprochen, egal, in welcher Inkarnation er auf die Bühnen steigt. Aufgewachsen in San Diego, zog Gibbs 1989 nach London und stieg als Gitarrist bei der New-Wave-Band Modern English ein. Später befeuerte er die Band des Industrial-Vorkämpfers Jim «Foetus» Thirlwell ein. Seit 1998 nimmt er Soloplatten auf, das Debut «Sincerity’s Ground» aufgrund eines Atlantic-Records-Vertrags gleich zweimal (als opulentes Pop-Epos «29 Over Me»), über die Jahre sind es mittlerweile auf seinem eigenen Label ein Dutzend Alben geworden, zuletzt das versponnene «He Arrived By Helicopter: The Shiny Hostel» (2018). Und immer tanzt er virtuos zwischen den Stilen: Chamber-Pop, Indie-Rock, Folk? Wie auch immer, wird er zusammen mit Schlagzeugerin Mueller und dem Ostschweiz-Amerikaner Frank Heer am Bass im aktuellen Trio erneut umwerfend sein.
Samstag, 10. November
C. Gibbs
The Nightingales
Tür 21:00
23.-