«Sie gehören schon jetzt zum Allerbesten, was die zeitgenössische Jazz-Szene hierzulande zu bieten hat», schrieb Pirmin Bossart bereits 2015 im «Jazz’n’More» über das Trio Heinz Herbert. Nun hat das Trio auf ihrem neuesten Album «Yes» ihre eigene, unvergleichbare Klangsprache weiterentwickelt und verdichtet: Elektronische Clubmusik, Noise, Post-Industrial, avantgardistische Tanzmusik und Psychedelik aus dem freien Jazz der Siebzigerjahre weben in kollektiven Improvisationsergüssen zusammen und legen sich wie im Meer treibende Eisschollen hin. Gewaltig, vorwärtstreibend und beeindruckend. Das Trio könnte dieser eine Eisberg sein, der damals die Titanic versenkt hat. In blinder Vertrautheit packen die drei Musiker Grenzüberschreitendes und Unkonventionelles in unterschiedliche Aggregatzustände und verschachteln, verästeln und verwurzeln. Obwohl man sich nicht mehr sicher ist, ob das nun wirklich in der Schublade «Jazz» eingeräumt werden darf, schreibt Tobi Müller in «Die Wochenzeitung – WOZ», dass unter anderem Dank dem Trio der Jazz zurück sei. Und noch mehr: «Jazz erlebt zurzeit eine Art kollektiven Orgasmus.» Mittlerweile sind die drei umtriebigen Musiker in Zürich daheim, Gitarrist Dominic und sein Bruder Ramon Landolt am Piano und den Synthesizern stammen aus Flawil, Drummer Mario Hänni aus Beinwil am See: Aus ruhigen Käffern sozusagen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, hört man nun viel Krach in ihren Kompositionen. Im Video zur Single «J» schwebt man zu sphärischen Soundfrickeleien, verwobenen Rhythmen und ver- letzlichen Melodiefetzen durch eine morphende, dystopische und bunte 3D-Digitallandschaft. Vorbei an Smartphones, neben einem riesigen, kaleidoskopischen Leguan durch einen Palmenwald und wird umgeben von Buckelwalen direkt auf Bergspitzen geschleudert. Und auch live wirft einem das Trio Heinz Herbert vom einen ins nächste Wasser, lässt nie locker, zieht den Boden unter den Füssen weg und hält einem fest im Arm. Und dann steht man mit Gänsehaut, aufgestellten Nackenhaaren und mit ausgezogenen Schuhen da, aus der Kehle dringt ein heiser-gejohltes «Yes». Auch REA, das Soloprojekt der Bieler Sängerin und Gitarristin Rea Dubach beschäftigt sich musikalisch wie visuell mit ihrer Weltwahrnehmung und schmelzt die Natur zusammen. Manchmal erinnert dies an eisblumenartige Gewebe, manchmal an treibende, sich ewig drehende Derwische oder an eisigen Wind und unendliche Weiten. Zum Abschluss des Abends lassen Karl Kave & Dead Kommander alias Carlo Onda und Sandro Heule elektronische Musik mit Einflüssen von Techno, Noise, Minimal Wave und Drone erklingen.
Trio Heinz Herbert: Dominic Landolt: guitar, effects / Ramon Landolt: keys, synth, samples / Mario Hänni: drums
Rea: Rea Dubach: vocals, synths, guitar, electronics