Gentle Psych-Pop wurde sein Fach genannt, aber mit Etiketten kommt man beim ungemein wandelbaren kalifornischen Multiinstrumentalisten Chris Cohen nicht weit. Er hat bei Deerhoof, Cass McCombs, Ariel Pink oder Weyes Blood mitgewirkt und gleichzeitig mit seiner eigenen Band The Curtains an den Pop-Oberflächen gekratzt. Auf seinen Solo-Pfaden arbeitet er sich in den Pop-Olymp vor, wo die Songs von Brian Wilson (Beach Boys), Burt Bacharach oder Pat Metheny umherschwirren. Sein drittes, selbstbetiteltes Solo-Album ist wiederum voller einlullender Melodien voller Wärme, aber mit doppelten Böden oder feinen Bruchstellen, in denen eine unendliche Traurigkeit lauert. Manche Lieder spielen auf dem Hintergrund der längst überfälligen Trennung seiner Eltern: Im New York der 1960er-Jahre waren sie am Theater tätig und mit Künstlern wie Paul Thek befreundet, in den 70ern zogen sie nach Los Angeles, wo Cohens Vater für «Columbia Records» arbeitete, aber an seiner nur versteckt gelebten Homosexualität und Drogensucht zerbrach. Für den Sohn war das späte Outing und die Scheidung eine bittersüsse Erfahrung: «Eine grosse Last fiel von meiner Schulter. Als könnte mein eigenes Leben endlich beginnen.» Sein neues Album wirkt entsprechend befreit und beflügelt, die Gitarren, Pianos, Blas- und Streichinstrumente sind berührender denn je und live mit Band dürfte diese kalifornische Melancholie umwerfend berauschend wirken. Wir haben euch gewarnt! Für eine beschwingte Einstimmung sorgt Lucas Ufo, Franzose in Berlin und hauptberuflich Keyboarder in der Dream-Pop-Band Fenster. Mit seinem Soloprojekt World Brain liebäugelt er ironisch mit der Frühphase des Internets und schafft einen verschmitzt groovenden Weird-Pop, laut «byte.fm» irgendwo zwischen Wham! und John Maus.
Samstag, 18. Mai
Chris Cohen
World Brain
DJ Set
Tür 21:00
Beginn 21:30
20.-